Als wir bei lauwarmem Bier aus Plastikbechern in der Konzertpause der gestrigen Aufführung von Video Games Live das bisher Gehörte Revue passieren ließen, gingen die Meinungen weit auseinander. Andreas, dem die bisherigen Eröffnungskonzerte im Gewandhaus immer etwas zu dröge waren, hatte an dem seiner Meinung nach zielgruppengerechteren VGL weit mehr Spaß. Robert wunderte sich über den blechernen Sound, Mo nahm verblüfft zur Kenntnis, dass das Publikum die gar nicht persönlich anwesenden, sondern nur per Video eingeblendeten Komponisten beklatschte und selbst den Werbebotschaften eines bekannten Mäusezüchters enthusiastischen Beifall spendete und ich, tja, ich wußte eigentlich überhaupt nicht, was ich von der Veranstaltung halten sollte. Wußte ich auch anderthalb Stunden später noch nicht, als wir uns nach einem langen Konzertabend ins Leipziger Nachtleben stürzten. Video Games Live war anders, als ich erwartet hatte. Nicht unbedingt besser, aber anders.
So schnell kann der Wind sich drehen. Beklagten wir uns Anfang des Jahres noch über das Ende des sinfonischen Eröffnungskonzertes der GC, sieht es inzwischen so aus, als sei Produzent Thomas Böcker mit den WDR-Konzerten nur schon vorgefahren – in die Stadt, in der zukünftig Europas größte Messe für Video- und Computerspiele stattfinden wird.
Von einem Umzug der GC kann man dabei kaum reden. Die Games Convention ist ein Kind der Leipziger Messe, in Leipzig entstanden zu einer Zeit, als kein anderer Messestandort in Deutschland Interesse an einer solchen Veranstaltung hatte. Sie hat sich prächtig entwickelt und ist mit zuletzt 185.000 Gästen auf Augenhöhe mit dem aktuellen Platzhirschen in Köln: der Motorradmesse INTERMOT mit rund 187.000 Besuchern, die übrigens auch keine Eigenentwicklung, sondern aus München abgeworben worden ist. Der Erfolg der GC weckte schon vor Jahren Begehrlichkeiten an anderen deutschen Messestandorten. Und nun haben sich die im Branchenverband BIU organisierten größeren Aussteller entschieden, statt der Games Convention ab 2009 die neu zu gründende Spielemesse der Kölner zu besuchen, vorrangig wegen des größeren Einzugsgebietes.
Das Eröffnungskonzert der Games Convention ist tot. Das Spielemusikkonzert im Gewandhaus zu Leipzig war 2003 das erste seiner Art außerhalb Japans und setzte auch in den Folgejahren neue Maßstäbe. Zuletzt im August 2007, mit vielen hervorragenden Arrangements, von Castlevania, Metal Gear Solid und Final Fantasy über Super Mario, StarCraft und Turrican bis hin zu Day of the Tentacle und Shenmue. Zahlreiche bekannte Komponisten waren anwesend, Stars wie Takenobu Mitsuyoshi und Michiru Yamane trugen die von ihnen komponierte Musik selbst vor, Chor und Orchester lieferten sehr gute Leistungen ab, kurz: es war ein rundum gelungener Abend.
Vorbei. Die Games Convention ist vorbei und zieht langsam weiter nach Singapur, in diesem Jahr zum ersten Mal übrigens. Ein klein wenig Multimedia aus Leipzig haben wir noch zu bieten, auch wenn es nicht für tägliches Messekaraoke gereicht hat. In unserem Podcast plaudern Andreas Lange vom Computerspielemuseum Berlin und Monica Mayer, Psychologin an der Uni Bamberg, über Spiele und die Welt.
Und während man dem Podcast lauscht, kann man unsere Fotos anschauen. Wenn man möchte. Zum Desert dann vielleicht Jans Fazit oder Roberts Begegnungen oder mein verwackeltes Amateurvideo.
»Los! Ich brauche was zu hören!« Mit diesen Worten eröffnete Riccardo Chailly heute die morgendliche Probe des Gewandhausorchesters im Großen Saal des Gewandhauses. Was zu hören gab es vor einer Woche am gleichen Ort für Fans von Videospielen, nämlich das inzwischen »GC in Concert« genannte Spielemusikkonzert anlässlich der Games Convention.
Die Messe ist vorbei, und sie war wunderbar. Weniger Show, dafür mehr Gelegenheiten, Spiele anzuspielen. Genug Freiräume und Sitzgelegenheiten außerhalb der Reichweite überdimensionierter Lautsprecher, um sich mit anderen Spielern bei einem Kaffee oder einem Bier über die neuesten Entwicklungen auszutauschen. Die schönsten Szenen spielten sich allerdings, wie jedes Jahr, außerhalb der Messehallen ab.
Rückfahrt aus Leipzig ohne tägliche Berichterstattung oder Podcasts. Ja Entschuldigung, aber mein Messeprogramm hat sich dieses Jahr auf das wirklich Wesentliche konzentriert: Konzert, Freunde treffen, Sonne genießen, Offline-Kultur, exzellentes Essen und mal schnell einem Weltrekord beiwohnen.
Als wir heute morgen kurz nach zehn in die abgedunkelten Hallen des Leipziger Messegeländes marschierten, fragte ich mich, die Erinnerungen an die letzte GC noch im Hinterkopf, warum ich mir den Fachbesuchertag eigentlich Jahr für Jahr antue. Da wimmelt es nur so von Typen, für die unser Hobby schlicht Broterwerb ist und die mit einer Ernsthaftigkeit an Spiele herangehen, die mir vollkommen fremd ist. Schlipsträger, die sich um ihr Business kümmern ebenso wie junge, hippe Medienleute und solche, die sich dafür halten. Nicht meine Klientel.
Die Jungs und Mädels von der Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen (kurz GVU) sind Profis darin, mit Maßnahmen gegen Schwarzkopien vor allem zahlende Kundschaft zu belästigen. Das wissen wir, seit wir für den Kauf einer Kinokarte oder einer DVD mit »Raubkopierer sind Verbrecher«-Spots belohnt werden. Zur Games Convention dieses Jahr legt die GVU noch einmal drauf.
Am Donnerstag fand sich in unserem Postfach eine Pressemitteilung der Electronic Sports League ein, die uns über das an diesem Wochenende in Köln ausgetragene Finale der ESL Pro Series Season X, sozusagen der Bundesliga des eSports, in Kenntnis setzte. Das ist sicher toll, deshalb gratulieren wir den Gewinnern aufs Herzlichste. Bei der Erwähnung des Namens ESL fiel der Groschen bei mir aber an ganz anderer Stelle.
Heute beginnt die re:publica in Berlin – eine Konferenz, die all das aufgreift, was man mit relativ dämlichen Schlagwörtern wie »Web 2.0« oder »Social Networking« bezeichnet. Die Inhalte der re:publica sind aber alles andere als dämlich. Und weil (am Rande) sogar Videospiele ein Thema sind, lungere auch ich dort herum.
Der fünfte und letzte Podcast von der Games Convention 2006.
Inhalt: Christoph und ich ziehen ein Fazit mit Zitaten von Antigames-Hendrik, XBoris Schneider-Johne und der Edge.
Musik: trash80.net
Alle GC-Podcasts im Überblick:
· Nummer 1 vom 24. August.
· Nummer 2 vom 25. August.
· Nummer 3 vom 26. August.
· Nummer 4 vom 27. August.
Sehen statt hören auf unserer Fotoseite.
Podcast Nummer vier von der Games Convention 2006.
Inhalt: der Samstag an sich · Cosplay-Treffen · ESBL · Michael Opree · Javkhlan Tahery Boeini · Hertha BSC. Außerdem dreimal »direkt« in einem einzigen Satz von mir.
Musik: trash80.net
Sehen kann man das, was man hier gehört hat, auf unserer Fotoseite.