Nicht weinen, kleiner Sackman. Vielleicht trennen sich unsere Wege ja gar nicht. Nachdem die Games Convention letzte Woche mit Leichtigkeit die Hürde von zweihunderttausend Besuchern genommen hat, wohlgemerkt die Hürde, die nach Ansicht des Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware in Leipzig kaum zu nehmen sei, und nachdem sich in Umfragen eine deutliche Mehrheit von Ausstellern, Fachbesuchern und Publikum für eine Games Convention 2009 in Leipzig ausgesprochen hat, wäre es geradezu fahrlässig, wenn die Leipziger Messe nicht weiterhin täte, was sie am Besten kann: Messen zu veranstalten.
Das kann man mit gemischten Gefühlen sehen. Die Ausrichtung von zwei Spielemessen in Deutschland, von denen jede für sich in Anspruch nimmt, die europäische Leitmesse sein zu wollen, kann letztendlich dazu führen, dass keine von beiden ein Erfolg wird. Aber man sollte nicht vergessen, wer an diesem Kindergarten die Schuld trägt. Der BIU, der die zwölf größten Aussteller der Messe vereint und im Alleingang beschlossen hat, die Messe zu verlegen. Ohne Beteiligung der Leipziger, die immerhin das Konzept der Games Convention entwickelt haben. Ohne Beteiligung der kleineren Entwickler im In- und Ausland, die sich, so wohl die Annahme, gefälligst dort einzufinden haben, wo die Großen ihre Show abziehen wollen.
Ob sich der BIU diese Arroganz wirklich leisten kann, steht noch in den Sternen. Tatsache sind allerdings die Rekordbesucherzahlen in dieser Woche, trotz des verminderten Engagements verschiedener BIU-Mitglieder. Microsoft baut den blamabelsten Stand seiner GC-Geschichte auf? Nintendo kommt gleich überhaupt nicht? Damit schadeten beide Firmen in diesem Jahr mehr sich selbst als der GC, was ein interessantes Licht auf die Behauptung des BIU wirft, die Branchenmesse sei natürlich dort, wo die Branche sei. Sollte die Branche nicht vielmehr dort sein, wo das Publikum bereits ist?
Hundertprozentig sicher scheint man sich seiner GAMESCom jedenfalls weder beim BIU noch bei der koelnmesse zu sein. Da kreist ein Flugzeug mit Werbung für die GAMESCom über dem Leipziger Messegelände, da bekommen Leipziger Hotelgäste Hotels in Köln empfohlen und als Krönung des Ganzen versuchte man bei der Entscheidung für einen Austragungsort der Verleihung des Deutschen Computerspielepreises Leipzig zu erpressen, die Games Convention aufzugeben. Erfolglos, wie wir inzwischen wissen.
Das hätte der BIU durchaus voraussehen können. Die Entscheidung für eine Branchenmesse in Köln sei keine Entscheidung gegen Leipzig, sondern eine Entscheidung für Deutschland, sagte man dort. Vom Leipziger Standpunkt aus gesehen ist es allerdings völlig unerheblich, ob die zukünftige Leitmesse nun in Köln oder in Timbuktu stattfinden soll. Weg wäre weg. Nach den aktuellen Umfrageergebnissen ist eine Fortführung der GC mit aller Kraft im Grunde also die einzig vernünftige Verfahrensweise für die Leipziger Messe. Sie hat nichts zu verlieren, dafür hat der BIU mit seiner Umzugserklärung im Februar gesorgt. Aber sie hat sehr viel zu gewinnen.
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