Seit ein paar Jahren findet nicht nur im August, sondern auch in Leipzig die Games Convention statt. Seit ein paar Jahren gibt es im Juli, allerdings nicht in Leipzig, diese leicht anrüchigen Gerüchte, »man« würde die Games Convention in eine andere Stadt verlegen. Über das »man« reden wir später. Doch damit eins direkt von Anfang an klar ist: Leipzig ist super. So.
Werfen wir zunächst einen flüchtigen Blick auf zwei mögliche andere Messe-Standorte. Wer sind die Kombattanten, die Leipzig-Gefährder?
Berlin – ständig möchte irgend jemand irgend etwas nach Berlin holen. Regierung, Popkomm, Blogger. Wenn sich Berlin etwas unter die Nägel reißen will, gilt es meistens als hip, cool und urban. Was nicht mehr als hip, cool und urban gilt, wird ins Ruhrgebiet abgeschoben. Man kann also den Wunsch, die Games Convention nach Berlin zu verlegen, durchaus nachvollziehen. Berlin aber braucht die GC nicht. Der Stadt Berlin bedeutet die GC gar nichts. In Leipzig sieht das anders aus.
Köln – Stadt des rheinischen Frohsinns, des Doms und des CSD, in der man beinahe beiläufig schon mal morgens um 9 nach einer Samstagnacht mit fremden Männern auf der Klappe landet oder von köllsche Mädsche Glückssubstanzen für lau erhält – wird auch häufiger als Alternative genannt. Kann ich verstehen. Erstens wegen des eben Erwähnten, zweitens wegen des großen Messegeländes und drittens wegen Electronic Arts (Köln), Ubisoft (Düsseldorf) oder all den anderen unzähligen, meist aber unsäglichen Mediengestalte(r)n im Umland. Trotzdem gilt für Köln in etwa das Gleiche wie für Berlin, nur mit rheinischem Akzent.
Interessanterweise hat »man« vor kurzem eine dritte Messestadt, nämlich Frankfurt am Main in die Pokerrunde eingebracht. Um es auch hier klar zu sagen: Frankfurt geht gar nicht. Ein einfacher Vergleich beweist das. Domäne »Stadtteile«: Frankfurt bietet schlimmste Namen wie Bürostadt, Flughafen (hat tatsächlich 340 Einwohner) und Rödelheim. Leipzig hat Bösdorf, Dösen, Heiterblick, Stötteritz oder Thekla. Domäne »Musik«: Moses P. und Sabrina Setlur gegen Johann Sebastian Bach und Gewandhaus. Domäne »Schwarz«: in Leipzig ist das Wave-Gotik-Treffen zuhause, in Frankfurt Roland Koch. Noch Fragen?
Ja, eine. Wer hat eigentlich den Standort Frankfurt auf der jüngsten GAMEplaces-Konferenz gefordert? Die Hersteller? Der BUI, der Bundesverband Interaktive Unterhaltungsindustrie e.V.? Nein. Die hessische Landesregierung in Gestalt von Staatsminister Volker Hoff. Dieselbe Landesregierung, die der USK noch im Mai schwere Versäumnisse vorwarf und daher ein bundesweites Verbot aller »Killerspiele« forderte. Derselbe Volker Hoff, der laut Süddeutsche an einem riesigen Veruntreuungsskandal in der Medienbranche beteiligt sein könnte. Es geht um einen Werbekonzern namens Aegis Media, um die Agentur Zoffel-Hoff-Partner und um schlappe 30 Millionen Euro.
Da stellt also die Messe Leipzig mit der Games Convention ein Konzept auf die Pixelbeine, an das anfangs kaum jemand glaubt, macht es zur besucherstärksten Videospielmesse der Welt – um sich dann gegen Abwerbeversuche ausgerechnet von Killerspielverbietern wehren zu müssen? Vielleicht ist es bloß meine durch jahrelanges Politikversagen sorgfältig genährte Paranoia, aber wenn eine Landesregierung in diesem durchaus medienwirksamen Sachverhalt (Es geht um unsere lieben Kinder!) so eine Kehrtwende macht, während einer der unmittelbar Beteiligten unter dem Verdacht des Hand-Aufhaltens und Herumvetterns steht, dann… ja dann darf ich nicht das schreiben, was ich denke, weil ich Abmahnungen einigermaßen unerfreulich finde.
Was ich erfreulich finde: 2007 und 2008 wird die Games Convention definitiv in Leipzig stattfinden. Denn – und das wiederhole ich gerne – Leipzig ist super.
(Sachdienliche Hinweise in der Angelegenheit Hoff/Hessen/GC nehme ich übrigens gerne entgegen.)
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