Erstaunen heute gleich aus mehreren Gründen: Erstens, weil das amerikanische ESRB, das bisher auch drastische Gewaltdarstellungen beinahe jedes Mal als »Mature« (frei ab 17 Jahren) durchgewunken hat, tatsächlich einmal ein »Adults only«-Rating (frei ab 18) aus diesem Grund vergibt. Zweitens Erstaunen darüber, welche Auswirkungen das hat. Weder Sony noch Nintendo erteilen AO-Inhalten auf ihren Konsolen eine Lizenz. Somit kann Manhunt 2, das auf PS2, PSP und Wii erscheinen sollte, in seiner jetzigen Form überhaupt nicht verkauft werden.
Besonders entzückt mich daran, wie wenig staatlicher Einflussnahme es dafür bedurfte. Eine Regelung durch die Industrie, bestechend simpel im Vergleich zu unserem Gewirr aus USK und BPjM, aus »keiner Jugendfreigabe«, verweigerter Alterskennzeichnung, Indizierung und Verbot.
Noch dazu ganz ohne anrüchige Anzeichen von Zensur: Verlage müssen nicht jedes eingesendete Romanmanuskript drucken, Plattenfirmen nicht jeden gescheiterten DSDS-Kandidaten auf CD herausbringen und Nintendo, Sony und Microsoft müssen auf ihren Konsolen nicht jeden Dreck dulden. Freiheit für die Kunst bedeutet nicht, dass andere dir bei der Verbreitung deiner Werke behilflich sein müssen.
Blieben Rockstar die Möglichkeiten, Manhunt 2 auf den PC zu portieren, das Spiel so zurechtzustutzen, dass es als »Mature« durchgeht und damit auch auf Konsolen veröffentlicht werden kann, oder die Entscheidung des ESRB anzufechten. Im Moment ist man aber noch zu sehr damit beschäftigt, sich ungerecht behandelt zu fühlen, denn schließlich sei Manhunt 2 »ein ausgezeichnetes Kunstwerk« und führe »eine einzigartige, zuvor nicht gekannte filmische Qualität ins interaktive Entertainment ein« (BBC).
Ich gebe zu, mir die Schadenfreude darüber nicht verkneifen zu können, dass das Verkaufsargument übertriebener Gewaltdarstellung sich dieses eine Mal zum Bumerang entwickelt hat. Hoffentlich tut es schön weh.
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