»Hell, it's about time«, verkündet Blizzard und weltweit flippen die Fans des alten StarCraft aus. Schwer nachzuvollziehen, wenn man wie ich StarCraft nur von Screenshots kennt. Schwer nachzuvollziehen, weil die Ankündigung im Grunde besagt: Wir hatten da vor neun Jahren dieses wahnsinnig erfolgreiche Spiel und weil es immer noch alle lieben, bringen wir es bald mit marginalen Veränderungen ein zweites Mal heraus. Andere Hersteller würde man dafür teeren und federn. Schwer nachzuvollziehen nicht zuletzt, weil die bisher gezeigten Bilder aus dem Spiel ziemlich öde aussehen. Aber gehen wir etwas ins Detail…
Dazu, dass StarCraft II so positiv aufgenommen wurde, muss man meiner Meinung nach zuerst einmal den Marketing-Fachleuten gratulieren. Blizzard hat es neben der Entwicklung von erstklassigen Spielen nämlich auch auf diesem Gebiet zur Meisterschaft gebracht. Andere Entwickler stellen einen simplen Counter auf ihre Webseite und veröffentlichen nach Ablauf des Countdowns einen einzigen Videotrailer, der noch dazu die Internetgemeinde kollektiv zum Gähnen bringt. So geschehen bei GTA IV, das – zurück zu den Wurzeln – mal wieder in Liberty City spielen wird.
Auf Blizzards Webseite hingegen ließ man im Verlauf einer Woche noch einmal die großen Erfolge der Vergangenheit Revue passieren. Und man bietet den interessierten Spielern nach Ablauf des Countdowns Material, mit dem sich wirklich etwas anfangen lässt. Screenshots, Informationen zu verschiedenen Einheiten im Spiel, Rendervideos, Gameplay-Trailer, Desktop-Hintergründe. Wunderbar! Schon bei Burning Crusade habe ich bewundert, wie es gelang, über eine verdammt lange Zeit das Interesse nicht erlöschen zu lassen, sondern immer im rechten Moment neue Informationshäppchen nachzuschieben, ohne dabei den Raum für Spekulationen allzusehr einzuschränken. Bei Blizzard arbeiten Experten für Vorfreude!
Bei dieser Gelegenheit sei kurz angemerkt, dass neben StarCraft II die Kampagne für die zweite WoW-Erweiterung längst begonnen hat. Fans haben in den Dateien des demnächst erscheinenden Patches bereits Daten entdeckt, die zum bisher noch nicht ins Spiel integrierten Kontinent Northrend gehören. Während sich im Hauptverzeichnis des Clients zwar schon länger Gebiete befinden, die in der Spielwelt noch nicht erreichbar sind, handelt es sich bei den aufgefundenen Daten schlicht um Bäume und Büsche. Ohne Landschaft. Dieses Grünzeug ins Spiel zu integrieren, hätte keinen Sinn, wenn man nicht wollte, dass es aufgefunden wird. Noch dazu im Verzeichnis »expansion02«.
Zurück zu StarCraft II: Selbstverständlich findet das bisher Gezeigte vor allem deshalb so viel Anklang, weil Blizzard bei seinen Spielen konstant ein sehr hohes Niveau hält. Vorfreude wird viel leichter geschürt von jemandem, der diese Vorfreude bislang selten enttäuscht hat. Mögen die Screenshots auch nicht sonderlich spannend aussehen, wenn Blizzard uns erzählt, das Spiel würde schon jetzt unglaublich viel Spaß machen, dann glauben wir denen das!
Am Rande interessant finde ich auch immer wieder, wie die grafische Qualität einerseits von Blizzard-Titeln, andererseits von Spielen generell beurteilt wird. Oft ging es mir in der Vergangenheit so, dass ich nach tollen Screenshots im Vorfeld von der tatsächlichen Grafik eines Spiels eher enttäuscht wurde. Paradebeispiel dafür ist Oblivion, das auf den vorab veröffentlichten Screenshots doch deutlich besser aussah als später in bewegten Bildern auf dem eigenen Rechner. Nach dem Herunterladen des 450 Megabyte schweren Gameplay-Trailers denke ich aber, dass StarCraft II nach WarCraft III und World of Warcraft das dritte Spiel von Blizzard werden kann, bei dem es mir genau anders herum geht. Alle drei sehen in Standbildern eher mau aus, entfalten aber in Bewegung ihren ganz eigenen Charme.
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