Vieles bietet Google dem Internetnutzer, von Diensten wie Google Mail und Google Calendar, über Google Earth und Google Video bis hin zur althergebrachten Suchmaschine. Und vergleichsweise wenig verlangt der Konzern dafür, stehen die meisten Anwendungen doch kostenlos zu Verfügung. Man bezahlt nicht in Euro und Cent, man überlässt seine Daten. Von denen sammelt der Gigant, der nicht böse sein will, so viel er in die Finger bekommen kann. An welchem Punkt wird dabei aus »viel« »zu viel«?
Google selbst sah offenbar nicht einmal ein Problem bei der angestrebten Übernahme von DoubleClick im April diesen Jahres. Die Nummer Eins im Markt der Online-Werbung schluckt die Nummer Zwei, die noch dazu seit längerem bei Datenschützern einen miserablen Ruf genießt. Über Cookies verfolgt DoubleClick Bewegungen von Nutzern auch über mehrere Webseiten hinweg und legt anhand dieser Daten Benutzerprofile an. Da beide Unternehmen gemeinsam rund achzig Prozent des Werbemarktes im Internet beherrschen würden, kann sich jeder selbst ausrechnen, welches Monster bei der Zusammenführung beider Datenbanken herauskäme und wie akkurat sich unser aller Bewegungen durchs Netz zukünftig überwachen ließen.
Die Bedenken der Datenschützer hofft Google schlicht mit dem Hinweis auf eine hauseigene Datenschutz-Richtlinie zu zerstreuen, nach der zur Identifizierung geeignete Details nach 18 Monaten aus den Datensätzen gelöscht werden sollen. Dagegen wirkt selbst die in der EU geplante Vorratsdatenspeicherung noch harmlos.
Ein in den USA und Europa eingereichtes Patent ist für uns Spieler sogar noch interessanter. Google beschreibt hier eine Technik, um das Online-Verhalten von Spielern ohne deren Wissen zu erfassen. Spiele wie Second Life oder World of Warcraft würden sich besonders eignen, aus dem Spielverhalten auf Persönlichkeitseigenschaften zu schließen, aber generell könnten bei jeder Konsole mit Internetzugang die angelegten Speicherstände zur Analyse herangezogen werden: »Such saved information may be thought of state information, and offers a valuable source of information to the advertisers.«
Dialoge zwischen Spielern, aber auch generell das Spielerverhalten sollen analysiert werden, um Spieler zu charakterisieren und gezielt mit Werbung zu beliefern. Das Patent spricht davon, beispielsweise bei Spielern, die vor allem die Welt erkunden, Urlaubswerbung einzublenden, bei Spielern, die häufig mit anderen Spielern chatten, dagegen Handy-Werbung anzuzeigen. Wenn du zwei Stunden am Stück spielst, bekommst du die Werbung eines Pizzabringdienstes angezeigt, wenn du in einem Rennspiel einen Honda Civic zu Schrott fährst, teilt dir eine Stimme aus dem Off mit, dass dir das mit einem Hummer nicht passiert wäre.
Wie Blizzard, derzeit auf einem Kreuzzug gegen Gold-Werbung im Spiel, die Erwähnung von World of Warcraft in diesem Zusammenhang aufnimmt, würde mich sehr interessieren.
Vor allem soll das alles passieren, ohne dass wir Benutzer allzu viel davon erfahren. Google möchte Daten über uns sammeln, um diese Daten mittels Online-Werbeschaltungen zu Geld zu machen. Möglichkeiten für uns, selbst einzusehen, was Google über uns weiß, sind offenbar weder für den DoubleClick-Deal noch für die ingame-Werbung geplant. Informationelle Selbstbestimmung sieht anders aus. Da hilft es wenig, dass Google beteuert, dies sei nur eins von vielen eingereichten Patenten und die baldige Anwendung der Technik nicht geplant.
»Don't be evil«? Die Zeiten sind vorbei.
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