Das Arsenal ist da! Neben den lange angekündigten Arena-Ranglisten enthält Blizzards neue Webseite für World of Warcraft detaillierte Informationen über Gilden wie auch über einzelne Spieler. Wer sich schon immer mal anschauen wollte, mit welcher Ausrüstung und welcher Talentverteilung die Jungs und Mädels aus Gilden wie "Nihilum" und "Death and Taxes" ins Abenteuer starten, kann das jetzt tun. Wer schauen möchte, welches Level und welchen Ruf Gelegenheitsspieler wie ich bereits erreicht haben, kann das ebenfalls. Was heißt »wie ich«? Natürlich kann man sich auch exakt mein Profil ansehen, falls es jemanden interessiert, wie sich Chris in World of Warcraft schlägt.
Der Haken an der Sache: Ich will das eigentlich nicht.
Andere Onlinespiele bieten so etwas natürlich schon seit längerem an. Bei EverQuest II ist es sogar ein Service, der zusätzlich zur Abogebühr monatlich kostet. Aber dort habe ich als Spieler Einfluss darauf, welche Daten ich auf der Webseite sehen möchte und welche nicht. Der deutschsprachige Onlineservice buffed.de bietet ebenfalls Charakterübersichten für World of Warcraft, die sogar noch mehr ins Detail gehen als das Blizzard-Pendant. Aber abgesehen davon, dass eine Teilnahme rein freiwillig ist, kann ich als Nutzer von BLASC detailliert angeben, welche Daten ich öffentlich zugänglich machen möchte.
Ein anderes Kaliber ist das beliebte WoW Census, das mittels eines Addons für das Spiel Rasse, Klasse, Level und Gildenzugehörigkeit anderer Spieler mitloggt. Diese Daten werden dann in einen zeitlichen Zusammenhang gestellt. Auch heute lässt sich dort noch ablesen, dass ich ein halbes Jahr bis auf Level 60 gebraucht habe. Interessant ist vor allem der Verlauf der Gildenzugehörigkeit. Bei neuen Bewerbern für unsere Gilde werfen wir darauf durchaus einen Blick, denn sogenannte Gildenhopper, die ihre Gilden schneller wechseln als andere Leute ihre Unterhosen, sind uns nicht besonders lieb.
Insofern kann sich die Datendichte von Census durchaus zum Nachteil einzelner Spieler auswirken. Der Grund, warum ich gegen diese Seite trotzdem nichts habe, ist folgender: Census erfasst Daten und macht sie handhabbar und nutzbar, die im Grunde für jeden Spieler direkt im Spiel verfügbar sind.
Bei Blizzards Arsenal sieht die Sache anders aus. Es macht vor allem Daten online verfügbar, an die man direkt im Spiel niemals herankäme. Um meine Ausrüstung einzusehen, müsste man im Spiel schon neben mir stehen. Die Ausrüstung von Spielern der gegnerischen Seite kann man generell nicht betrachten. Im Arsenal ist das auf einmal kein Problem.
Aus gutem Grund kann niemand im Spiel einsehen, über welchen Ruf ich bei welchen Fraktionen verfüge. Schon gar nicht erfahren Fremde ohne weiteres, welche Talente und Berufe ich erlernt habe. Nicht, ohne mich zu fragen. Jedenfalls war das bis vor zwei Tagen so. Alle diese im Spiel nicht verfügbaren Daten hat Blizzard nun ohne vorherige Ankündigung von einem Tag auf den anderen online für jedermann einsehbar gemacht. Selbst für Leute, die nicht einmal World of Warcraft spielen.
Welche Folgen wird das haben?
Ich habe mir zuerst die Skillungen von Druiden der Top-Raids weltweit angesehen und dabei vor allem festgestellt: Die kochen natürlich auch alle nur mit Wasser. Meine 08/15-Skillung hat auch jeder Zweite von denen. Der Unterschied liegt selbstverständlich vor allem in den Fähigkeiten der einzelnen Spieler, sowie in der Ausrüstung. Das war auch vorher schon klar, insofern ist der Nutzwert des Arsenals in dieser Hinsicht eher gering.
Danach habe ich mir meine persönlichen Lieblingsspieler meines Ex-Raids angesehen und mich gepflegt über sie lustig gemacht. Woher nimmt der Wichtelzwerg nur die Zeit, um schon bei zwölf Fraktionen auf "ehrfürchtig" zu sein? Warum rennt er trotzdem noch in dieser lächerlichen Ausrüstung herum? Und kann der ernsthaft weder kochen noch angeln? Da findet sich durchaus der eine oder andere Spieler mit übergroßem Ego, dessen Talentverteilung bestenfalls für einen Lacher gut ist. Zugegeben, es war eine unterhaltsame halbe Stunde, aber ich halte Neid, Missgunst und Schwanzvergleiche in der Community im Grunde nicht für besonders förderungswürdig.
Positive Auswirkungen des Arsenals sehe ich kaum. Bei BLASC kann man auf freiwilliger Basis deutlich mehr Daten über seinen Charakter verfügbar machen. Durch diese Daten wird BLASC erst nützlich. Beispielsweise weil jeder auf meinem Heimatserver sehen kann, welche Tränke und Elixiere ich tatsächlich herstellen kann. Was mir als Handwerker wiederum Kunden vermittelt.
Das Paradoxe an der Sache ist: In meinem Profil bei BLASC sind schon jetzt mehr Details über meine Spielfigur sichtbar, als aktuell in Blizzards Arsenal. Auch im übrigen Internet oder im wirklichen Leben gehe ich mit meinen persönlichen Daten manchmal leider sorgloser um, als angebracht wäre. Der große Unterschied ist jedoch, dass ich in diesen Fällen die Wahl habe. Was ich bei d-frag.de über mich verrate, welche Informationen über meine Spielcharaktere ich bei BLASC für alle sichtbar mache, es ist meine Sache. Das Arsenal lässt mir keine Wahl. Ich weiß nicht, ob ich meine Charaktere dort tatsächlich ausblenden würde, wenn ich es könnte, aber:
Ich möchte es können.
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