Schizophren ist, die PlayStation3 hier in Europa für völlig überteuert zu halten, gleichzeitig aber ohne mit der Wimper zu zucken 1600 Euro für einen neuen PC auszugeben. Wie eine Bekannte am Freitag sagte, als ich im Freundeskreis von der neuen Höllenmaschine unter meinem Schreibtisch berichtete: »Korrigier mich, wenn ich falsch liege, aber von dem Geld hättest du dir auch die PS3, die 360 und eine Wii kaufen können, plus einiger Spiele, oder? Ganz zu schweigen davon, dass man mit dem Geld auch irgend etwas Sinnvolles hätte tun können.«
Autsch.
Männer reagieren auf solche Neuigkeiten völlig anders. Da wird bedauert, dass ich mich doch nicht für einen Deltatronic entschieden habe, schließlich wären deren Rechner vollkommen lautlos. Dafür sind sie aber auch gerne mal 800 Euro teurer als die Standardvariante, die ich jetzt habe. Die ist dank kluger Komponentenauswahl übrigens immer noch leiser als die Xbox 360. Da bekommt man von einem Kollegen zur Einweihung des neuen Rechners den Flight Simulator X geschenkt. Hauptsächlich deshalb, weil Microsofts neue Flugsimulation so hervorragend programmiert ist, dass sie auf dem im Frühjahr gekauften PC des Schenkenden partout nicht mit mehr als 3 Bildern pro Sekunde laufen will.
Beim Versetzen des neuen Rechners in einen spielfertigen Zustand fühlt man sich aber auch ohne den Einsatz von Fremdsoftware schnell wie in einem Flugzeugcockpit. Klemmbrett zur Hand:
Mit etwas Glück bestaunt man an dieser Stelle schon den ersten Absturz. Ich hatte Glück. Das Ding schaltete sich während des Formatierens einfach aus und startete dann neu. Seltsam.
Veranschlagter Zeitaufwand bis jetzt: Ungefähr so lange wie man braucht, um eine fabrikneue Xbox 360 auszupacken, anzuschließen und Gears of War zur Hälfte durchzuspielen.
Der PC ist als Spieleplattform am Ende, und nie war mir das so klar wie heute. Den hohen Einstiegspreis konnte man früher immer noch leicht mit dem Argument rechtfertigen, man nutze den Rechner ja auch für tausend andere Sachen. Das stimmt zwar selbst heute noch, aber für all diese Dinge ist inzwischen auch die vorvorletzte Generation schnell genug.
Für Textverarbeitung, E-Mails, Videotelefonie und das Bearbeiten von Fotos hätte ich keinen neuen Rechner gebraucht. Das läuft auch auf dem alten PC alles bereits so schnell, dass ich einen wirklichen Geschwindigkeitsvorteil auf der neuen Kiste beim besten Willen nicht ausmachen kann. Wofür gibt man das Geld also aus? Allein für Spiele.
Dafür lohnt sich der Preis für ein aktuelles System aber einfach nicht, selbst wenn man etwas weniger investieren sollte als ich. Zumal dazu kommt, dass man zusätzlich zu dem höheren Preis verglichen mit Konsolen auch noch weit größere Hürden bei der Einrichtung zu überwinden hat. Kein Wunder, dass sich die Leistungsfähigkeit der Hardware eines Durchschnittsspielers immer weiter vom erreichbaren Maximum in der Welt der High-End-Systeme entfernt.
Bei der GameStar kam man angesichts der Hardwareausstattung der eigenen Leserschaft zu der Erkenntnis, dass nur bei einem Bruchteil der Spieler die volle optische Pracht von Spielen wie Dark Messiah und Anno 1701 überhaupt ankommt. »Schluss mit dem Hardwarewahn!«, fordert nun Gunnar Lott. Ich habe den Wahn diesmal noch mitgemacht, ohne dass sich dabei jedoch die Euphorie eingestellt hätte, die meine Neuanschaffungen damals vor drei beziehungsweise sechs Jahren begleitet hat. Dieses eine Mal noch. Aber es wird das letzte Mal gewesen sein.
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