Die Plätze zehn bis vier sind verkündet. Bleiben noch die letzten, die obersten drei Spiele übrig, die viele sicher nicht an dieser Stelle erwartet hätten. Außer einem sehr weisen Kommentierer, der doch tatsächlich voll ins Schwarze getroffen hat. Respekt! Und nun, without further ado: hier sind die Top Drei.
Ich gebe zu: Ich hatte beide Teile und habe keinen der beiden bis zum Ende gespielt. Und dennoch hat mich kaum ein Adventure – ein Genre, das mit der PSOne anscheinend eh zu Grabe getragen wurde – mehr gefesselt als Fear Effect. Eine wahnsinnig dichte Atmosphäre und ein ganz neuer Stil, Charaktere zu zeigen. Alles hat so einen unheimlich erwachsenen Eindruck gemacht. Es gab fiese Sackgassen, die einem dann nur noch die Möglichkeit ließen, von vorne anzufangen. Eine Praxis, für die ich nie zu haben war. Aber manchmal, spät nachts, wenn ich alle meine anderen Spiele schon durch hatte, dann habe ich die schwarze Disk wieder in die graue Kiste gepackt. Und obwohl ich wusste, keine Chance zu haben, habe ich es wieder und wieder versucht. Ich glaube, ich hing mehrere Monate an einer Stelle fest, bis ich mir den zweiten Teil holte. Und das Ganze wieder von vorne losging. Man kann also fast von einer Shenmue-Faszination sprechen, denn mal ehrlich: Wer von euch hat das denn wirklich konsequent bis zum Ende gespielt? Ich habe mir da immer nur Cola gekauft, weil ich’s so cool fand, mir da Cola kaufen zu können.
Ich war immer der Meinung, dass der Spielebranche etwas Entscheidendes fehlt: Rockstars. Programmierer sind Geeks, Nerds, stellen sich in den Dienst ihres Produkts, aber keiner von denen haut mal so richtig auf die Wurst. Doch drei gibt es schon: Lorne Lanning (Oddworld Inhabitants), der die unglaubliche Vision hatte, eine plattform-übergreifende, komplett eigenständige Welt zu erschaffen, die wir mit jedem neuen Spiel wieder ein bisschen kennenlernen und der schließlich aufgab, weil er erkennen musste, dass Spieler keinen Wert auf zu viel Komplexität legen. Sam Houser von Rockstar Games, der mittlerweile wirklich nur noch macht, was er will und sich mit jedem neuen GTA-Teil eine neue Villa finanziert und last but not least: Dave Perry von Shiny Entertainment. Um die ist es in den letzten Jahren etwas ruhig geworden, vor allem wegen des unsäglichen Matrix-Spiels. Aber da war die Vorlage ja schon scheiße.
Damals, zu PSOne-Zeiten, da hat der Mann noch alles ausprobiert, Visionen gehabt. Wer erinnert sich an MDK, das Spiel mit dem komischsten Fallschirm aller Zeiten? Oder an Earthworm Jim? Oder an R/C Stunt Copter, ein Spiel über fernsteuerbare Hubschraubermodelle, das er nur programmieren ließ, weil R/C-Copter gerade sein großes Hobby waren? Wild 9 ist etwas besonderes. Ich hatte mir damals die Special Edition geholt – mit Shirt! Man könnte sogar behaupten, dass das Spiel unspielbar war. Man steuerte eine Heldengruppe von neun Leuten, aber nicht so strategisch wie in Freedom Force, sondern eher wie in einem Fußballspiel, wo man auf Knopfdruck den Spieler wechselt. Was beim Ballsport noch Sinn ergibt, wird bei einem isometrischen Actionspiel schnell unübersichtlich. Ich saß vor dem Fernseher, mein Mund stand weit offen. Ich hatte eine Bestie in der Konsole. Ein Spiel, das bezwungen werden wollte. Und das es einem nie einfach machte, im Gegenteil. Fasziniert von der Chuzpe, so etwas überhaupt zu veröffentlichen, kam Dave Perry ganz weit oben auf meinen Thron der Rockstars. Direkt neben Kurt Cobain und Christopher Walken. Übrigens: Heute ist Perry immer noch Entwickler. Nur mit dem Unterschied, dass er darüber bloggt!
Zwanzigmal durchgespielt. Auf allen Stufen. Jedes versteckte Extra rausgeholt. Und immer noch gespielt. Und das nur, weil ich die Songs so gut fand. Ein Rapsimulationsgame mit einem Hund als O.G. – schon, als ich es das erste Mal spielte, wusste ich: größer kann Spielen nicht mehr werden. Bis heute mein Lieblingsspiel und der beste Grund, warum ich mir damals eine Playstation kaufte. Ich spielte es zum Teil nur, um die Lieder zu hören. Weil das auf Dauer etwas, nun ja, unkommunikativ war, ging ich eines Tages in einen Laden, der sich darauf spezialisiert hatte, japanische Sachen (Spiele, Comics, CDs) zu importieren. Ich ging fröhlich zum Verkäufer und sagte: »Ich hätte gerne den Soundtrack zu PaRappa the Rapper.« Mitleidig sah er mich an und sagte dann die niederschmetternden Worte, die ich bis heute nicht vergessen kann: »Der ist nicht nur japanisch, der ist auch noch limitiert. Deine Chancen sind also denkbar schlecht.« Und ich weiß: Eines Tages werde ich die CD in meinen Händen halten. Und auf meinem iPod spielen. Und auflegen. Und rauf und runter hören. Und im Geiste immer »Dreieck, Dreieck, Kreis, X, X … Achtung! Viereck!« mitrappen. Danke Japan.
Ich weiß: Kontroverse Liste. Classics, die ich wirklich gerne gespielt habe, wie das erste Resident Evil, das erste Silent Hill, das grandiose erste GTA (ein Spiel, das meiner Meinung nach nicht unbedingt in die dritte Dimension hätte springen müssen) fehlen. Aber um die ging es auch nicht. Es ging um Spiele, die mir etwas neues gezeigt haben, die mir meine Konsole näher gebracht haben. Spiele, die man so nie wieder sehen wird.
Leider. Danke schön.
• Nilzenburgers Top Ten - Teil 1 (Plätze 10 bis 8)
• Nilzenburgers Top Ten - Teil 2 (Plätze 7 bis 4)
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