Ach, was war das schön. Damals, als das letzte, woran man dachte, Ladezeiten waren. Man steckte eine Kassette in die sogenannte »Datasette« und wartete mindestens eine halbe Stunde, bis das Programm (vielleicht) geladen war. Oder man musste nochmal von vorne laden. Auf den flirrenden Bildschirm starren. Warten. Freuen. Wiedersehen. Konsolen änderten das schnell. Direkter Zugriff auf die Daten, die Spieler wurden ungeduldig. Und für ungeduldige Leser hier die Plätze 7 bis 4 der Top Ten.
Man kann sagen, dass ich auf Puzzles stehe. Also digitaler Natur. Auch wenn meine Eltern meinen ersten Game Boy komplett in Beschlag nahmen, um damit Tetris zu spielen. Für mich war das Prinzip der fallenden Klötzchen sowieso schnell erschöpft. Ich war ein Freund von Jump’n’Runs, weil sie Puzzles, Figuren und Charaktere miteinander verbanden. Blast Chamber ist zwar alles andere als ein Jump’n’Run, aber ein Puzzle mit Charakteren. Die Figuren müssen einen Ball in ein dazugehöriges Loch werfen, was die Männer der gegnerischen Mannschaft nicht wirklich wollen. Das Besondere: Man kann den ganzen Raum drehen und somit völlig neue Wege schaffen. Abgesehen davon, dass man ihn meistens drehen muss, um überhaupt das Tor zu erreichen. Blast Chamber hat von der Aufmachung her einen gewissen Rollerball-Charme: Hey, dieser Sport ist kein Spaß und du kannst easy dabei drauf gehen. Alles oder nichts! Ich weiß nicht mehr genau, was mich vor den Bildschirm fesselte, aber ich konnte dieses Spiel wochenlang nicht aus der Hand legen. Immer mal wieder ein kleines Ründchen gezockt. Meinen Kumpels versuchte ich es schmackhaft zu machen, um Multiplayer-Sessions zu zocken, aber die waren bei weitem nicht so begeistert wie ich. So saß ich oft bis tief in die Nacht allein vor dem Fernseher und bekämpfte die gnadenlose KI. Das Pad wurde mehrfach in die Ecke gefeuert, aber reumütig wieder zurückgeholt. Gutes Spiel.
Das musste ja kommen, oder? Bei Tunnel B1 habe ich schon reüssiert, was das besondere an der wipEout-Serie war. Diese Clubaufmachung. Und der Soundtrack. Mein Kumpel Thomas kam mich damals mit dem zweiten Teil besuchen, wir saßen in meinem Zimmer, zockten die ganze Nacht durch und gewannen auf Anhieb alle Rennen, bei denen per Zufallsgenerator Prodigy lief. Der Song hat gepeitscht. Dazu die Geschwindigkeit. Das wabernde Umfeld. Die Energie, die durch die ganzen Kurse floss (also nicht Energie im esoterischen Sinne, sondern die wirklich durch Blitze und ähnlichen Schnickschnack sichtbar gemachte Energie, der Strom, die Elektrizität!) ging in Fleisch und Blut über. Man raste, man schoss, man musste erster werden. So ein Erlebnis hatte ich erst wieder vor kurzem, als ich mit einem Freund auf seiner Xbox 360 Burnout: Revenge spielte. Das ging auch die ganze Nacht und ließ einen nicht los. Nur, dass ich jetzt lieber zu OK Go fahre.
Ich habe das Gefühl, in meinem Bekanntenkreis der einzige zu sein, der eine große Leidenschaft für Musikspiele hat. Wenn es dazu noch Sonderperipherie gibt, ist das für mich wie Weihnachten und Ostern und Geburtstag zusammen. Deswegen bin ich natürlich in Besitz von Guitar Hero mit Gitarren-Controller. Oder Donkey Conga mit Conga-Controller. Oder Samba de Amigo für Dreamcast mit Maraca-Controllern. Am meisten war ich aber vom Bemani-Steuergerät geflasht. Eine kleine Klaviatur und daneben eine Plastikplatte zum Scratchen. In der Songauswahl sogar moderne Stücke, die man kannte (Moloko und so) – schon war ich im Himmel. Weiß gar nicht, wie oft ich beatmania durchgespielt habe, auf easy sicher um die 30 Mal. Auf hard wahrscheinlich höchstens einmal komplett durch. Aber ich habe es immer geliebt, den supersperrigen Controller auszupacken, anzuschließen und Klavier und Turntables gleichzeitig zu spielen. I really miss it. Steht in irgendeiner Spielhalle ein Bemani-Automat: Ich kann nicht dran vorbei.
Huuuuh… erste Generation. Die meisten von euch jungen Menschen werden sich gar nicht mehr daran erinnern. Jumping Flash! war einer der Starttitel für die Playstation und mindestens so innovativ wie unbeachtet. Es war vermutlich auch schwer, ein »Ego Karnickel Möhren Jump’n’Run« zu promoten. Die Großen hielten es für zu kindisch, den Kindern war’s zu kompliziert (und dennoch gab’s ein Sequel!). Zu Unrecht haben erwachsene Menschen hier weggeschaut: Es war durchaus ziemlich anspruchsvoll, von Plattform zu Plattform zu springen und dabei alle Möhren aufzusammeln, die man als Munition gegen komische Vögel oder noch komischere Giraffen brauchte. Es war manchmal kompliziert, in dieser 3D-Welt den Überblick zu behalten, weil so viele Dinge aus der Egosicht des Roboterhasen zu sehen waren. Aber Alter: Was hat das Bock gemacht!
Wird fortgesetzt.
[Zum Autor: Nilzenburger hat früher was mit Medien gemacht und bloggt heute für Weltfrieden und Filmfreuden. Außerdem rettet er gerade rappend die Nation.]
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