Es ist die Zeit, in der Playstation-Spiele auf den Wühltischen landen. Sie sind verachtet, verpönt, unzeitgemäß und trotzdem zu jung, um nostalgische Gefühle auszulösen. Nicht so bei mir. Ich finde, es ist endlich an der Zeit, der Konsole das zu geben, was sie verdient, elf Jahre nach ihrem hiesigen Release: Hier meine Top Ten der besten Playstationspiele. Playstation Eins. Eh klar.
Auf dem zehnten Platz der All-Time-Favourites: eine deutsche Entwicklung. Davon gab und gibt es ja nicht viele. Oder zumindest nicht auf Konsolen, die kann man an einer Hand abzählen: Far Cry, Yager und eben Tunnel B1. Das Gasmaskencover war schon sehr merkwürdig, doch das Spiel war cool, eine Art wipEout-Klon mit originellerem Streckendesign. Und es fühlte sich auch schneller an. Der Soundtrack war… also schon groß, und man wusste, hey, der ist von Hülsbeck komponiert – DER Spielemusik-Legende – doch irgendwie: die Musik passte zwar zum Endzeitstyle, aber man hätte sich dann doch etwas mehr Klonerei bei wipEout gewünscht. Denn mit Prodigy im Ohr durch die Zukunft zu rasen, das machte schon was her. Spielerisch hängte Tunnel B1 seinen Club-Konkurrenten dennoch locker ab. Mit dem NeGCon funktionierte es auch (oder spielt mir meine Erinnerung da einen Streich?) – dem besten Controller, den es je für die Playstation gab. Und so sehr ich openBC auch doof finde: Als ich dort einen Entwickler von Tunnel B1 fand, musste ich ihn anschreiben. Es war ihm wohl etwas unangenehm, aber hey: hier bin ich Fanboy, hier darf ich sein.
Ich war nie der Welt größtes Star Wars-Kid. Ich fand die Filme cool, die Optik, diese Sachen wie Darth Vader, den Todesstern oder so. Ich fand auch immer den zweiten Teil am spannendsten. Doch Obermegafan der Trilogie war ich nie. Umso mehr erstaunte es mich, ein Spiel zu finden, das auf diesen Filmen basierte und mich fesselte. Nun war es zu der Zeit so: Ich probierte gerne Spiele mit Videosequenzen aus, vornehmlich auf dem PC. Phantasmagoria oder Ripper (mit Christopher Walken!) oder diese andere Serie, deren Namen ich gerade vergessen habe. Das Problem bei diesen Spielen: Die sahen nicht nur scheiße aus, die spielten sich auch so. Irgendwie kamen die auf keinen grünen Zweig und die Hintergründe, die nachträglich reingekeyed wurden, sahen fürchterlich aus. Fürchterlich schlecht. Eine richtige Atmosphäre wollte also nie aufkommen. Dann spielte ich probeweise bei einem Freund Rebel Assault II auf der PS und merkte: Hey! Hier funktioniert das! Genauso muss das aussehen! Keine komplizierte Steuerung, eine nachvollziehbare Story, sogar kleine Actioneinlagen. So, als würde man einen verlorenen Star Wars-Teil spielen. Und beeinflussen. Und steuern. Würde man mich also jetzt fragen: Rebel Assault II war mein Lieblingsteil aus der Star Wars-Trilogie. Klarer Fall. Nie mehr hatte ich das Gefühl, einen wirklichen Film zu spielen. (Was ich übrigens so toll fand, dass ich es mehrmals durchspielte – nicht zuletzt wegen seines nicht unbedingt megafordernden Schwierigkeitsgrades.)
Die Playstation 2 stand vor der Tür. Alle sprachen darüber, alle schrieben darüber, das kleinste Fitzelchen Information wurde zur Riesenmeldung aufgeblasen. Und da kamen plötzlich ein paar Auto-fanatische Japaner um die Ecke und bewiesen, was sich alles noch aus der ollen Kiste rausholen lässt. Und das war bei weitem mehr, als die meisten der Playstation noch zugetraut hatten. Nun war ich nie so der Grafikjunkie. Ich musste nie die beste, hochauflösendste Megarealismus-Grafik haben, um Spaß am Spiel zu empfinden. Ich bin sogar der Meinung, dass Spiele nicht dann persönlicher werden, wenn die Protagonisten so aussehen wie wir, sondern wenn die Kiste anfängt, uns beim Namen zu nennen. Per Sprache. Richtig und flüssig ausgesprochen. Dann kommen wir uns näher. Aber was ich da bei dem Autorennen sah, das beeindruckte mich doch schon sehr. Und meinen Bruder auch, mit dem ich zusammenwohnte. Wann immer ich nach Hause kam: Er saß vor der »Playse«, wie wir sie nannten, und verbesserte seine Ideallinie. Mein Nachbar war auch begeistert, und so holten wir im Sommer den Fernseher raus auf unseren Hinterhof und spielten Open Air Gran Turismo. Das war eigentlich das beste. Unter freiem Himmel Rekorde brechen. Den Wind spüren. Die Sterne sehen. Und das Highspeedrennen auf dem Bildschirm verfolgen… das einzige Mal, dass von meiner Konsole ein gewisses Freiheitsgefühl in mich drang.
Wird fortgesetzt.
[Zum Autor: Nilzenburger hat früher was mit Medien gemacht und bloggt heute für Weltfrieden und Filmfreuden. Außerdem rettet er gerade rappend die Nation.]
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