An einem Samstag gegen 22 Uhr noch zur Arbeit gehen zu müssen, ist kein Spaß. Zwei Stunden zu früh bestellt worden zu sein und deshalb bis Mitternacht in Kantine oder Garderobe herumzuhängen, erst recht nicht. Was tut man? Gemeinsam mit einem Freund packt man die PSP aus und liefert sich einige Multiplayermatches.
An sich ist das nicht verwunderlich, wir machen das häufiger. In der Regel nur nicht in der Garderobe, kurz vor einem Konzert. Überraschend war die Reaktion der sich währenddessen einkleidenden Kollegen, die meisten machen nämlich eigentlich keinen technik- oder videospielaffinen Eindruck. Nur fünf Computerspieler unter einhundertachzig Leuten konnte ich bisher ausmachen, die älteren Kollegen spielen nicht, niemand weiß, was der EA-Aufkleber an meinem Koffer bedeutet, die Regel sind Leute wie Kollege S., der mich PSP-Spielenden am Flughafen auf das beginnende Boarding mit den Worten aufmerksam machte: »Winkler, packen Sie ihr Telefon weg, es geht los.«
Hier in der Garderobe dauert es allerdings keine zwei Minuten, bis uns der erste Kollege über die Schulter guckt:
»Das ist sowas wie der GameBoy, oder?«
Unglaublich, was dieser Satz auslöst. Sofort kommen die Nachfragen: »Ihr spielt da gegeneinander?« – »Wie steuert man das?« – »Und das braucht gar kein Kabel? Funktioniert das per Bluetooth?«
Nach dem Einwurf von Kollege G. (»Wisst ihr noch, wie das damals war, als der GameBoy gerade herauskam?«) ist dann endgültig niemand mehr zu halten. »Ja, irre, jeder hatte so ein Teil, selbst Kollege K.! Während der Reisen konnte man im Bus kaum treten, weil überall Kabel verlegt waren.«
Wie bitte? Wer in diesem Moment genau hinhörte, hätte vermutlich mein Weltbild zusammenstürzen hören können.
Was lernen wir daraus? Von wegen Randphänomen. Eigentlich sind wir Video- und Computerspieler überall. Selbst in den großen Kulturorchestern.
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