Die Welt ist keine Scheibe – die Alpen sind es sehr wohl. Sie drehen sich gerade in meinem CD-Player. Richard Strauss hat mit seiner Alpensinfonie tonmalerisch ein Gemälde der beeindruckenden Berglandschaft entworfen, auf Großleinwand. Sonnenauf- und untergänge, Gletscher und Felsspalten, Wälder, Wasserfälle, herrliche Aussicht von den Gipfeln, alles da! Auch Stürme und Gewitter. Was das alles mit Spielen zu tun hat? Warten wir's ab…
Angeblich denken Männer alle sieben Minuten an Sex. Keine Ahnung, ob das stimmt, aber Tatsache ist, dass ich als Videospieler recht häufig an Spiele denke – mir schoß schon beim Lesen einiger guter Bücher die Frage durch die Kopf, wie sie sich als Videospiele machen würden, ich denke bei manchen Fernsehserien laut darüber nach und die Gedanken machen auch vor scheinbar unpassenden Gebieten nicht halt. Wie Klassik.
Strauss' Alpensinfonie nun also. Besonders einer der letzten Abschnitte: Gewitter und Sturm. Am Besten in angemessener, den Verhältnissen im Konzertsaal entsprechender Lautstärke – also kurz bevor sich die Stereoanlage vaporisiert. Aus der Stille heraus hören wir auf einmal ein Donnergrollen in der Ferne, die ersten Regentropfen fallen (Harfe, pizzicato in den hohen Streichern), Wind kommt auf, schließlich Sturm, und in beeindruckender Geschwindigkeit hat sich eine friedliche Szenerie in einen Hexenkessel verwandelt. Wer schon einmal in den Bergen von einem Gewitter überrascht wurde, wird das nachfühlen können.
Während am Anfang Blitz und Donner noch deutlich zeitversetzt zu erkennen sind, kommt das Unwetter später immer näher und zieht dann direkt über uns hinweg, Regen wird uns ins Gesicht gepeitscht, der Sturm fegt durch die Bäume. Im Konzertsaal wird das derart laut, dass einige Orchestermusiker zu Ohrenstöpseln greifen, um keinen Gehörschaden davonzutragen.
Na, meint da jemand, tatsächlich Wind und Donnergrollen im Orchester herausgehört zu haben? Das liegt an Windmaschine und Donnerblech. Der Effekt ist vom Komponisten vorgesehen und klingt im Konzertsaal tatsächlich genau so. Unsere Beispiele stammen übrigens von dieser Aufnahme.
Und nun erinnern wir uns doch bitte einmal an die Wettereffekte, die wir in letzter Zeit in Videospielen über uns ergehen lassen mussten. Irgendetwas Vergleichbares dabei? Tut mir leid, aber der Regen in World of Warcraft, die Sturm- und Gewittereffekte in Oblivion, das Geplätscher in EverQuest II, das alles geht im Vergleich doch bestenfalls als erhöhte Luftfeuchtigkeit durch. Hatte jemals eine Wetteränderung in einem Spiel Auswirkung auf die musikalische Untermalung? Nicht, dass ich wüßte. Die gleiche Sonnenscheinmusik plätschert vor sich hin, auch wenn die Wolken zuziehen. Warum eigentlich?
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